Weniger Pestizide durch Opferraps

BfV_Opferraps
Die Rapssaat ist im Boden, nun heißt es warten für Heinrich Kersten (Bienenfreunde Verden),
Schweder Lüdemann und Mitarbeiter Tom-Luka Albrecht (v.l.). © Haubrock-Kriedel
Verden/Daverden – Im Rapsanbau geht es bislang nicht ohne Pestizide. Leider sterben dabei nicht nur die Schädlinge, sondern auch Bienen und Wildbienen.

Bei der Suche nach neuen Ansätzen wurden die Bienenfreunde Verden auf den „Opferraps“ aufmerksam. Eine früh blühende Rapssorte, die in kleinen Teilen dem konventionellen Saatgut beigemischt wird, soll die Schädlinge anlocken, sodass die später blühenden Rapspflanzen verschont bleiben. Der Einsatz von Pestiziden ließe sich so deutlich reduzieren. 

Aber kann das funktionieren? Landwirt Schweder Lüdemann aus Daverden will es ausprobieren. Kürzlich säte er auf einer circa fünf Hektar großen Fläche die innovative Saatgutmischung aus. In der Region ist er der erste, der diesen Schritt wagt.

Aufmerksam geworden auf den Opferraps sei er durch die Bienenfreunde Verden, erzählt Lüdemann. Diese hatten im Frühjahr zu einem Vortrag mit Annika Stock, Beraterin der Lidea Germany, eingeladen. Stock stellte das Konzept „Nutzung von Opferpflanzen im Rapsanbau zur Reduktion des Insektizid-Einsatzes“ ausführlich vor und stieß mit ihren Ausführungen auf großes Interesse. 

Schweder Lüdemann hat sich nun für den Praxistest entschieden. Auf drei Flächen hat er Raps ausgesät. Auf einer Fläche wächst ausschließlich der gebräuchliche Hochertragsraps, eine hybride Sorte. Die Saatmischung auf der zweiten Fläche enthält einen kleinen Anteil des früher blühenden Linienrapses. Auf dem dritten Feld brachte Lüdemann eine Saatmischung aus, die darüber hinaus noch Samen von Klee und Linsenwicke enthält.

Der Linienraps blüht ein bis zwei Wochen früher als der Hybridraps. Die Schadinsekten, besonders der Rapsglanzkäfer, bevorzugen die geöffneten Blüten und verschonen den Ertragsraps. „Im besten Fall müssen wir weniger oder gar keinen Pflanzenschutz ausbringen“, so die Hoffnung von Lüdemann.

Die Saatmischung, die zusätzlich noch Klee und Wicke enthält, soll noch mehr Positives bewirken. „Dadurch sind deutlich mehr Pflanzen auf dem Acker, der Boden wird schneller bedeckt, als im konventionellen Rapsanbau, sodass Unkraut nicht durchkommen kann. Auch das bedeutet weniger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln“, erklärt der Landwirt. Der Zuflug von Schadinsekten, wie zum Beispiel dem Rapserdfloh, werde durch diese Beimischung ebenfalls reduziert, da das Feld für die Insekten nicht rapstypisch wirke und auch nicht den typischen Rapsgeruch habe. „Wir hoffen, auch dadurch Insektizide zu sparen“, so Lüdemann. Ein weiterer Vorteil sei, dass die Wicke im Boden Stickstoff bindet. Dieser wiederum komme dann im Frühjahr dem Raps zugute.

Ein möglichst geringer Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Insektiziden ist schon länger das Bestreben von Schweder Lüdemann. „So viel Pflanzenschutz wie nötig, um die Erträge zu sichern, aber so schonend und nachhaltig wie möglich“, lautet seine Devise. Daher setzt er seit einigen Jahren auf die Direktsaat. Das heißt, das Saatgut wird ausgebracht, ohne vorher den Boden bearbeitet zu haben. Dadurch werden die Nützlinge im Boden geschont.

„Durch den Klimawandel gewinnt der Boden an Bedeutung. Wenn der Boden lebt, kann er viel wegpuffern und man braucht ebenfalls weniger Pestizide“, weiß Lüdemann. Nun ist er gespannt, wie der Versuch mit den neuen Saatmischungen ausgeht. „Wenn es nicht total in die Hose geht, machen wir es im nächsten Jahr wieder“, sagt der experimentierfreudige Landwirt.

Auch die Bienenfreunde Verden hoffen auf positive Auswirkungen auf die Bienenvölker. Sie begleiten das Projekt, untersuchen und evaluieren die Ergebnisse im nächsten Frühjahr. Für Gewichtsermittlungen, umfangreiche Blütenpollenanalysen und weiteres werden noch Unterstützer und Sponsoren gesucht. AHK

Quellenangabe: Verdener Aller-Zeitung vom 27.08.2025, Seite 7

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