
Kirchlinteln – Lange haben die Bienenfreunde Verden nach innovativen Ansätzen gesucht, um Biodiversität zu steigern und Pflanzenschutzmittel zum Wohl der Bienen zu reduzieren. Dann erfuhr der Verein, dass es einen entsprechenden Ansatz mit dem Einsatz von „Opferraps“ gibt. Jetzt informierte Annika Stock, Beraterin der Lidea Germany, über „Nutzung von Opferpflanzen im Rapsanbau zur Reduktion des Insektizid-Einsatzes“. Zum Vortrag kamen Imker, Landwirte und weitere Interessierte, schreiben die Bienenfreunde in einer Pressemitteilung.
Eine frühe Rapssorte blüht bereits, während sich die Hauptsorte noch im Knospenstadium befindet. Das bedeutet, beim Befall von Rapsglanzkäfern im Frühjahr bevorzugen diese Insekten geöffnete Blüten beim Fraß.
Bienefreunde Verden
Nach Basisinformationen und Voraussetzungen eines erfolgreichen Rapsanbaus leitete Stock zur Frage „Was kann Raps im Rahmen der regenerativen Landwirtschaft für die Bienen tun?“ über. Sie stellte eine spezielle Saatgutmischung vor, der Opferraps beigemischt ist. „Auf Fotos sahen die Teilnehmer, dass eine frühe Rapssorte bereits blüht, während sich die Hauptsorte noch im Knospenstadium befindet. Das bedeutet, beim Befall von Rapsglanzkäfern im Frühjahr bevorzugen diese Insekten geöffnete Blüten beim Fraß. Damit erfolgt eine biologische Rapsglanzkäferkontrolle. Sind allerdings noch keine Blüten vorhanden, werden Blütenknospen befressen und beschädigt, wie es beim klassischen Ein-Komponenten-Standardraps der Fall wäre“ berichten die Bienenfreunde.
Darauf folgten Weiterentwicklungen der Saatmischung, um das Bodenleben zu fördern, Unkraut zu unterdrücken, Schäden durch den Rapserdfloh im Herbst zu minimieren und nicht bilanzierungspflichtige Nährstoffe bereitzustellen. Die Forschung mit weiteren Komponenten dauert im Hause Lidea an, um das Mischkonzept perspektivisch auch für Nützlinge zu ergänzen, so der Verein.
Ein Landwirt kündigte an, bereits im August etwa fünf Hektar seiner größeren Rapsfläche mit den vorgestellten „Opferraps-Versionen“ zu bestellen, so die Bienenfreunde erfreut. Damit sei der zweite Meilenstein gesetzt.
Ein Rückblick: Bereits seit 2018, vor Gründung der Bienenfreunde Verden, einer Interessen- und Aktionsvereinigung von Imkern, Landwirten und Jägerschaft, hatten engagierte Imker und Landwirte nach praktikablen Lösungen gesucht, um speziell den zum Zeitpunkt der Rapsblüte, der ersten Massentracht für Honigbienen und Insekten, auf Pflanzenschutzmittel zu verzichten. „Insekten sind keine Amphibien – und müssen nicht geduscht werden“, lautete der Ansatz.
Selbst nicht bienengefährliche Mittel werden in Abstimmung mit den örtlichen Imkern erst nach Bienenflugende bis 23 Uhr ausgebracht. Nützt das etwas? Mehr als drei Jahre wurden Frühtrachthonige der benachbarten Bienenvölker auf 600 Parameter im Labor untersucht und die Bestandteile von Pflanzenschutzmitteln lagen unterhalb der Berichtsgrenze. Damit war im engen Zusammenwirken zwischen Imkern und Landwirten ein erster Meilenstein erreicht, resümieren die Bienenfreunde.
Landwirte und Interessenten, die bereits im August eine „Opferraps-Version“ aussäen wollen, mögen sich mit den Bienenfreunden Verden unter info@bienenfreunde-verden.de in Verbindung setzen, um weitere Kontakte herzustellen. Denn jede Blüte zählt und jede eingesparte Pflanzenschutzmaßnahme steigert die Biodiversität, so die Bienenfreunde.
Quellenangabe: Verdener Aller-Zeitung vom 29.04.2025, Seite 8, Mediengruppe Kreiszeitung
